Acht von zehn Erwerbstätigen gesundheitlich belastet -
Stress und Depressionen als Folge.
Das Berufsleben beeinträchtigt die Gesundheit von einer Million Österreicher (Symbolfoto). -
Foto: Gina Sanders - Fotolia/Gina Sanders/Fotolia
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Acht von zehn Erwerbstätigen sind am Arbeitsplatz einem Gesundheitsrisiko – körperlich oder psychisch – ausgesetzt. Und rund eine Million Menschen klagt bereits über eine gesundheitliche Beeinträchtigung, die von der Arbeit verursacht wurde – mit Rückenproblemen an der Spitze (siehe Grafik).
Dies ergaben Befragungen von insgesamt fast 19.000 Personen durch die Statistik Austria.
Ein Vergleich mit einer Statistik-Austria-Untersuchung aus dem Jahr 2007 zeigt einen deutlichen Anstieg der Probleme:
Ein Vergleich mit einer Statistik-Austria-Untersuchung aus dem Jahr 2007 zeigt einen deutlichen Anstieg der Probleme:
„Der Anteil jener, die Zeitdruck als jenen Faktor angeben, der ihr psychischen Wohlbefinden am stärksten beeinträchtigt, ist um knapp ein Drittel gestiegen – von 29 auf 37 Prozent“, so die Gesundheitsstatistikerin Barbara Leitner.
Als Folge hat sich auch die Zahl derjenigen verdoppelt, die unter Stress, Depressionen und Angstzuständen leiden. Bei Kopfschmerzen und Übermüdung der Augen als schwerwiegendstes arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem stieg die Zahl der Betroffenen um zwei Drittel. Bei den arbeitsbedingten Nacken- und Schulterschmerzen gab es einen Anstieg um ein Drittel.
„Wir hatten in den vergangenen Jahren eindeutig eine Zunahme der Arbeitsverdichtung“, sagt der Arbeitspsychologe Univ.-Prof. Wolfgang Kallus vom Institut für Psychologie der Uni Graz: „Die Notwendigkeit, in kurzer Zeit viel zu leisten, nimmt für die, die noch eine Arbeit haben, tendenziell zu.“
Als Folge hat sich auch die Zahl derjenigen verdoppelt, die unter Stress, Depressionen und Angstzuständen leiden. Bei Kopfschmerzen und Übermüdung der Augen als schwerwiegendstes arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem stieg die Zahl der Betroffenen um zwei Drittel. Bei den arbeitsbedingten Nacken- und Schulterschmerzen gab es einen Anstieg um ein Drittel.
„Wir hatten in den vergangenen Jahren eindeutig eine Zunahme der Arbeitsverdichtung“, sagt der Arbeitspsychologe Univ.-Prof. Wolfgang Kallus vom Institut für Psychologie der Uni Graz: „Die Notwendigkeit, in kurzer Zeit viel zu leisten, nimmt für die, die noch eine Arbeit haben, tendenziell zu.“
Vielfach sei die Personaldecke bereits sehr dünn:
„Zieht dann die Auftragslage plötzlich an, verschärft sich das Problem.“ Vielfach gebe es keine Stellvertreter mehr, Krankenstände müssten zusätzlich von den noch Gesunden aufgefangen werden – oder es komme zum Präsentismus: Um die anderen nicht zu belasten, geht man trotz Krankheit arbeiten.“
Im Dienstleistungsbereich steige die psychische Belastung ebenfalls:
Im Dienstleistungsbereich steige die psychische Belastung ebenfalls:
„Die Arbeitsleistung soll für den Kunden attraktiv sein – deshalb sind wir stets freundlich, hilfsbereit, bemühen uns, keine Fehler zu machen.“
Hier fehle es an Modellen, wie man die psychischen Ressourcen wieder aufladen könne. Viele Firmen hätte in der Vergangenheit keine langfristige Personalplanung durchgeführt:
„Aber nur durch konsequenten Aufbau neuer Mitarbeiter – Stichwort Mentoringprogramme – kommen sie aus dem Überlastungsteufelskreis heraus.“
STRESS-GESELLSCHAFT
Getrieben und aufgerieben.
Arbeitsbedingter Stress zerstört Gesundheit, Privatleben, die Stimmung und die Produktivität.
STRESS-GESELLSCHAFT
Getrieben und aufgerieben.
Arbeitsbedingter Stress zerstört Gesundheit, Privatleben, die Stimmung und die Produktivität.
Anleitung zur Beruhigung.
Der Puls wird schneller. Der Atem auch. Die Pupillen weiten sich, der Hörsinn ist geschärft. Das Gehirn ist in Alarmbereitschaft: Kampf oder Flucht – eine andere Wahl gibt es nicht.
So reagiert der Mensch im Stress. Hochleistungen werden möglich, gleichzeitig gehört Stress zu den "größten Gefahren des 21. Jahrhunderts". Das befindet niemand Geringerer als die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Der Puls wird schneller. Der Atem auch. Die Pupillen weiten sich, der Hörsinn ist geschärft. Das Gehirn ist in Alarmbereitschaft: Kampf oder Flucht – eine andere Wahl gibt es nicht.
So reagiert der Mensch im Stress. Hochleistungen werden möglich, gleichzeitig gehört Stress zu den "größten Gefahren des 21. Jahrhunderts". Das befindet niemand Geringerer als die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Jeder zweite Topmanager in Österreich klagt über zu hohe Belastungen, die frühere "Managerkrankheit" hat aber längst alle Unternehmensetagen erobert. Jeder vierte Arbeitnehmer fühlt sich im Job gestresst, jeder zweite nach dem Arbeitstag ausgebrannt.
Stress hat, wer sich stresst
Die Stressoren in der Arbeitswelt nehmen zu – Arbeit wird komplexer, der Zeitdruck größer, sagt der Wiener Stresstrainer Günter Niederhuber, der Trainings für Unternehmen und Privatpersonen anbietet. Allerdings:
"Belastungen von außen lösen noch keinen Stress aus. Erst die Denkmuster, die innere Einstellung führen zu Stress."
Was den einen Mitarbeiter in Panik versetzt, lässt den anderen kalt. Die eigene Persönlichkeit entscheidet, ob man mit Stress reagiert – oder cool bleibt.
So würden laut Niederhuber Perfektionisten bei Zeitdruck extrem unter Stress geraten, weil sie ihre Sache dann unmöglich perfekt machen könnten. Auch Menschen mit ausgeprägtem Harmoniebedürfnis seien prädestiniert:
So würden laut Niederhuber Perfektionisten bei Zeitdruck extrem unter Stress geraten, weil sie ihre Sache dann unmöglich perfekt machen könnten. Auch Menschen mit ausgeprägtem Harmoniebedürfnis seien prädestiniert:
"Sie wollen es allen recht machen, sagen nicht nein."
Ebenso anfällig seien Einzelkämpfer, die fremde Hilfe ablehnen. Und risikoscheue Mitarbeiter, die in Stress geraten, wenn die Sicherheit dahin ist.
Im Umkehrschluss bedeutet das:
Im Umkehrschluss bedeutet das:
Je positiver das Selbstbild des Menschen, je mehr er davon überzeugt ist, die Situation kontrollieren zu können, desto besser geht er mit herausfordernden Situationen um. Das fand Stressforscher Richard Lazarus 1973 heraus. Wer gestresst ist, sollte also seine Denkmuster überprüfen und verändern.
Umdenken macht resilient
Die moderne Forschung nennt diese Widerstandsfähigkeit Resilienz.
"Ein resilienter Mensch lässt sich nicht stressen, bleibt in seiner Mitte, schaut auf die eigenen Ressourcen und darauf, dass es ihm gut geht", sagt Resilienztrainer Ronald Lengyel.
Die Balance finden, sich abgrenzen sei sehr wichtig, "dann wird aus der Bedrohung eine Herausforderung."
Niederhuber empfiehlt, die Problemlösungskompetenzen im Job zu erhöhen. "Gerade in Stresssituationen neigen wir dazu, am Problem haften zu bleiben."
Besser:
Zehn Minuten mal nichts tun, abkühlen. Und dann eine Lösung suchen. Soziale Kontakte zu pflegen sei wichtig – gerade sie würden bei Stress schnell gekappt.
Der wahre Stresskiller sei Sport.
"Er ist der einzige Weg, um das Stresshormon Cortisol abzubauen", so Niederhuber.
Von Adrenalinkicks in der Freizeit rät er ab.
Auch wenn es banal klingt:
Wer die kleinen Dinge des Lebens genießt, kann mit Stress gelassener umgehen.
VORSORGE TIPPS!
1. Führen Sie eine Liste: Arbeitspsychologin Daniela Reiter rät:
„Alles aufschreiben, was ich machen möchte und von dem ich glaube, das es erledigt werden muss – und dann wegstreichen. Ich entscheide, was meine Prioritäten sind.“
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2. Atmen Sie durch:
Unter Stress halten Menschen die Luft an, oder die Atmung wird flach. So gelangt weniger Sauerstoff zu den Organen und ins Gehirn. Sie werden müde und erschöpft. Atmen Sie bewusst zwei- drei Mal tief ein und aus – egal, wo Sie sind. Schließen Sie kurz die Augen und beamen Sie sich mental an einen Ort, der Ihnen Kraft gibt.
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3. Bleiben Sie bei dem, was sie tun:
Lassen Sie sich weder durch ein Handyläuten noch durch andere „Verführungen“ ablenken.
Die Asiaten nennen das:
„Tun, was zu tun ist.“
Wenn Sie Geschenke einpacken, packen Sie Geschenke ein.
Wenn Sie aufräumen, räumen Sie auf.
Wenn Sie einkaufen gehen, gehen Sie einkaufen.
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4. Hören Sie Musik, die Sie mögen:
Klassische Musik – besonders Bach oder Mozart – wirkt stresslösend.
Latin-Jazz macht gute Laune.
Geistliche Musik – etwa Oratorien – haben eine meditative und erfrischende Wirkung.
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5. Strecken Sie sich durch:
Wenn Sie merken, dass sich Ihre Muskeln aufgrund des Drucks angespannt anfühlen,
dann strecken Sie sich.
Gehen Sie durch den Raum, schütteln Sie Arme und Beine, atmen Sie tief ein und aus.
Werden Sie groß!
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6. Gehen Sie an die frische Luft:
Egal, ob es ein stundenlanger Waldspaziergang ist,
oder Sie in der Büropause schnell um den Block gehen.
Frische Luft tut gut und bringt den Kreislauf wieder in Schwung.
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7. Machen Sie ein Nickerchen:
Eine Mittagsruhe - bekannt als Powernap - hilft gegen das Tief am Nachmittag.
Schlafexperte Jürgen Zulley bestätigt, dass ein zehn- bis zwanzigminütiges Nickerchen die Leistungsfähigkeit um bis zu 35 Prozent steigern kann.
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8. Genießen Sie bewusst:
Belohnen Sie sich ab und zu mit einem Stück Schokolade.
In Maßen genossen, sind Sorten mit Bitterstoffen sogar gesund.
Wissenschaftler der Technischen Hochschule Aachen haben nachgewiesen, dass Stoffe in Bitterschokolade Gefäßerkrankungen vorbeugen können.
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9. Gehen Sie in sich:
Nehmen Sie sich bewusst ein paar Minuten Zeit.
Zünden Sie eine Kerze an und lassen Sie den Tag Revue passieren:
Was ist mir heute gut gelungen?
Welche positiven Erlebnisse hatte ich heute?
Was habe ich heute gelernt?
Worauf bin ich stolz?
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10. Zeit mit den Liebsten verbringen:
Zuneigung, Trost, Verständnis, körperliche Nähe -
der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht intakte Beziehungen.
Forscher der Brigham Young University in Utah
haben den Zusammenhang zwischen sozialen Kontakten und dem Sterberisiko analysiert.
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11. Trinken Sie Tee:
Kamillentee, Hagebuttentee, Pfefferminztee, Melissentee,
Johanniskrauttee, Schafgarbentee und Rooibostee haben beruhigende Wirkung.
Den höchsten Koffeingehalt hat die Sorte Darjeeling, ein Schwarztee.
Er wirkt belebend.
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12. Lernen Sie zu entspannen:
Mit Entspannungstechniken wie
Yoga, Shiatsu, Pilates, Qigong
oder autogenem Training lernen Sie Stress abzubauen.
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13. Verzichten Sie auf Nikotin:
Vielen Rauchern hilft der Zigarettenkonsum in Stresssituationen.
Allerdings nur, weil sie süchtig sind.
"Es ist für Abhängige immer wohltuend, wenn sie nach einer längeren Entzugsphase ihren Suchtstoff zu sich nehmen, ansonsten fehlt ihnen etwas",
schreibt die deutsche Gesell. f. Nikotinprävention.
Auf Nichtraucher wirkt es mit Schwindel und Kopfschmerzen.
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14. Sport als Ausgleich:
Über Bewegung baut der Körper jene überschüssige Energie ab,
die der Organismus in Stresssituationen zur Verfügung stellt.
Zudem stärkt das Training die Ausdauer
und bringt das Herz-Kreislaufsystem in Schwung.
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15. Belohnen Sie sich selbst:
Ein paar Stunden in der Therme, ein Saunabesuch
oder einen Nachmittag lang faulenzen.
Nehmen Sie sich einen Tag in der Woche bewusst Zeit
und nutzen Sie sie für jene Dinge, die Sie selten tun.
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GRAFIK
HINTERGRUND
Positionen von Gewerkschaft und Wirtschaft.
„Die psychische Gesundheit werde noch immer als individuelles Problem gesehen", so Bernhard Achitz, Leitender ÖGB-Sekretär.
Vor allem Rückenbeschwerden und psychische Probleme gingen oft vom Arbeitsplatz aus.
Deshalb müsse auch die Prävention am Arbeitsplatz ansetzen:
Da bisher zu wenige Betriebe hier handelten, müsse betriebliche Gesundheitsförderung zur Pflicht werden.
Anders Martin Gleitsmann, Leiter der Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer (WKÖ).
„Psychische Belastungen nur auf den Arbeitsplatz zurückzuführen, ist eine verkürzte Sichtweise, die nicht der Realität entspricht.“
Arbeit nur als Belastung zu verkaufen, sei falsch.
„Wir dürfen uns Arbeit nicht krankreden lassen!“
Arbeitende Menschen seien gesünder als nicht Arbeitende, Eigenverantwortung müsse gestärkt werden.
ÜBER DEN AUTOR:
Nicole Thurn
Wirtschaft & Karriere
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